Interview mit Graphic Novel-Zeichnerin Anike Hage
![]() |
Anike Hage Bildquelle: http://www.seedquest.com |
1) Hallo Frau Hage, können Sie sich kurz selbst vorstellen?
Ich bin Anike Hage und zeichne hauptberuflich Comics.
2) In Ihren eigenen Worten, was ist eine Graphic Novel?
Wenn ich etwas böser antworten darf, dann ist es der Versuch, jemandem, der sich selbst für zu gebildet hält, einen einfachen Comic unterzujubeln.
Wenn ich weniger böse antworten soll, ist es ein Comic, der eine erwachsene Zielgruppe anspricht, bzw. ernstere Themen behandelt.
3) Also wissen Sie um die Kontroverse: Graphic Novels = Comics in Buchform = bloße Marketingstragie?
Ja, ich hörte davon! Ich empfinde es übrigens auch als Marketingstrategie.
Andererseits ist es ja auch ganz schön, Comics mal in schön gebundener, etwas edlerer Aufmachung im Regal stehen zu haben. Dafür würde aber auch eine Sonderedition reichen.
4) Lesen Sie selbst Graphic Novels?
Nicht bewusst. Mir ist sicher schon die ein oder andere Graphic Novel durch die Finger gegangen, aber wirklich viele besitze ich nicht.
5) Wie kam es zu der Entscheidung die Graphic Novel „Die Wolke“ zu zeichnen?
Ravensburger hatte damals eine Reihe Jugendbücher, die man gerne auch in gezeichneter Form anbieten wollte.
Ich bekam daraufhin eine Anfrage und da ich das Thema sehr spannend fand, habe ich mich an die Arbeit gemacht! (:
6) Ganz knapp, worum geht es in der Erzählung?
Es geht um einen GAU in einem deutschen Kernkraftwerk und dessen Folgen, die aus der Sicht eines Teenager-Mädchens erzählt werden. Von der Flucht vor der Giftwolke bis zur späteren Strahlenkrankheit wird dabei alles thematisiert.
7) Waren Sie anfangs einwenig eingeschüchtert vom gesellschaftskritischen und brisanten Thema?
Nein, eigentlich nicht. Das Thema war ja schon immer brisant und da ich auf einem Endlager wohne (Wolfenbüttel), war die Beschäftigung mit der Sache auch nicht unbedingt neu.
8) Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit Gudrun Pausewang, der Autorin von „Die Wolke“ vorstellen?
Ich habe nicht direkt mit ihr zusammen gearbeitet, sondern hatte nur die Aufgabe, das Buch zeichnerisch umzusetzen. Dazu hatte ich eine Redakteurin an der Seite, mit der ich mich ausgetauscht habe.
9) Inwiefern unterschied sich das Zeichnen einer Graphic Novel vom Zeichnen eines Manga/Comics?
Ich denke, wenn man z.B. Cartoons/Comic Strips gezeichnet hat und dann eine Graphic Novel machen sollte, wäre es ggf. ein Unterschied. Ich musste mich allerdings in diesem Fall nicht umstellen, von daher hat sich auch nichts unterschieden.
10) Wie sehen Sie die Erfolgschancen der Graphic Novel auf dem deutschen Markt?
Die sehe ich durchaus als gut an! Gerade weil sich die Zielgruppe durch Graphic Novels etwas erweitert und Comics allgemein gute Zahlen schreiben, sehe ich da eine interessante Zukunft.
(Das Interview wurde geführt von Marco Paal)